Weltkugel in den Händen zum Thema Umweltschutz und Nachhaltigkeit
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07.09.2016 Veranstaltungsrückblick

Vortrag "Klimawandel - Die chemischen Aspekte"

VDE-Vortrag von Prof. Dr. Fritz Scholz (Universität Greifswald) im Informationszentrum der RhönEnergie Fulda GmbH

Prof. Scholz - Bild

Prof. Dr. Fritz Scholz

| Universität Greifswald

Prof. Dr. Fritz Scholz, Lehrstuhl für Analytische Chemie und Umweltchemie der Universität Greifswald, verschaffte einen Einblick in die chemischen Hintergründe des Klimawandels – unter Fokussierung auf die Rolle des Kohlendioxids.

Die Rolle des Kohlendioxids

Prof. Scholz stellte ausgehend von der spektralen Verteilung der Strahlungsintensität eines schwarzen Körpers bei unterschiedlichen Temperaturen das Verhältnis von solarer Einstrahlung auf die Erde und terrestrischer Ausstrahlung dar - und darauf bezogen viele Einzelheiten des „Treibhauseffektes der Erde“. Dabei hob er den „anthropogenen Treibhauseffekt“ vom „natürlichen Treibhauseffekt“ ab. Er stellte die Messungen des Mauna Loa-Observatoriums (Hawaii) zum globalen Anstieg der atmosphärischen Kohlendioxidkonzentration von ca. 300 ppm (in vorindustrieller Zeit) zu ca. 400 ppm (heute) ebenso vor wie den damit korrelierenden Temperaturanstieg.

Eine Abschwächung des globalen Temperaturanstieges seit etwa dem Jahre 2002 interpretierte Prof. Scholz als kurzfristige interne Schwankung des Klimasystems, hervorgerufen durch eine verstärkte Aufnahme von Wärmeenergie durch die Ozeane, eine gegenwärtig leicht verringerte Sonneneinstrahlung infolge eines Minimums des Sonnenfleckenzyklus und einen erheblichen Kühleffekt von Aerosolen aus mehreren Vulkanausbrüchen der letzten Jahre.

Prof. Scholz erläuterte bei einem Streifzug durch die Erdgeschichte, wie es vor ca. 0,5 Milliarden Jahren zu einem rapiden Anstieg des atmosphärischen Sauerstoffs gekommen ist und wie sich in der letzten Milliarde der Erdgeschichte der vorindustrielle atmosphärische Kohlendioxidgehalt eingestellt hat.

Zur Frage, wie der heutige durch Verwendung fossiler Brennstoffe hervorgerufene atmosphärische Kohlendioxidanstieg gemindert bzw. wie der derzeitige Kohlendioxidgehalt sogar herabgesetzt werden kann, ging Prof. Scholz ausführlich sowohl auf das Verfahren „Carbon Capture und Storage“ (CCS) ein als auch auf sein eigenes Konzept der „anaeroben Holzsequestrierung“. Das Einpressen von industriell anfallendem Kohlendioxid in Gesteinsschichten (CCS) wird von Prof. Scholz durchaus als reale Handlungsmöglichkeit gesehen, wenngleich seiner Ansicht nach sowohl die Kostenfrage im Blick sein muss wie auch das Risiko, dass sich womöglich durch eine superkritische Kohlendioxidinjektion die Eigenschaften des Trägergesteins wie Porosität, Permeabilität und Mineraloberflächen-Benetzbarkeit ändern können und unerwünschte Folgen entstehen können.

Der von Prof. Fritz Scholz und Ulrich Hasse im Jahr 2008 publizierte Vorschlag der anaeroben Holzsequestrierung kreist um die Idee, zusätzlich zu dem jetzigen terrestrischen Waldvorkommen genügend Flächen mit schnellwachsenden Bäumen (z.B. Pappeln) aufzuforsten und nach geeigneter Zeit das gewonnene Holz anaerob einzulagern, z.B. in ausgedienten Salzbergwerken (vgl. Scholz, F. u. Hasse, U., Permanent Wood Sequestration: The Solution to the Global Carbon Dioxide Problem, ChemSusChem 2008, 1, 381-384). Solches Holz, so Scholz, könne praktisch unbegrenzt gelagert werden, ohne dass durch einen Zersetzungsprozess Kohlendioxid wieder freigesetzt würde.