Flugzeug auf Landebahn bei Sonnenaufgang
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21.10.2021 Kurzinformation

Fraport AG – Im Spannungsfeld

Flughafenbetreiber bewegen sich in Zeiten des Klimawandels in einem besonderen Spannungsfeld: Einerseits gilt der Luftverkehr – zu dem auch die Infrastruktur am Boden gehört – klar als Mitverursacher. Andererseits wird von keiner anderen Branche dieses Höchstmaß an Verfügbarkeit und Sicherheit erwartet, welches zwangsläufig einen Energiebedarf in großem Stil voraussetzt. Die Fraport AG weiß beide Herausforderungen mit grünen Lösungen zu vereinen.

Nicht nur die Fraport AG, sondern auch ihre Kunden sind auf eine stabile Energieversorgung angewiesen. Kaum eine Infrastruktureinrichtung ist bezüglich ihrer Sicherheitsstandards so sensibel wie ein Flughafen. Eine Störung, die beispielsweise einen Ausfall der Landebahnbefeuerung oder gar einen vorübergehenden Stillstand des Betriebs zur Folge hätte, ist ausnahmslos auszuschließen. Dieser Anspruch setzt jedoch eine ununterbrochene Versorgung mit Energie voraus – und zwar in nicht unerheblichen Mengen.

Die Fraport AG hat sich dazu verpflichtet, die Energiewende aktiv mitzugestalten und ihren Energieverbrauch zu senken oder, wenn eine Reduzierung nicht möglich ist, grün zu stellen. Dazu soll die CO2-Emission der Fraport AG bis zum Jahr 2030 auf 80.000 Tonnen reduziert werden. Das entspricht einer Reduzierung von 65 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990.

Versorgung neu denken

Für das Jahr 2050 hat sich der Betreiber des größten deutschen Verkehrsflughafens das Ziel gesetzt, CO2-frei zu sein. Im Sinne dieser Ziele arbeitet eine Vielzahl von Abteilungen Hand in Hand und verfolgt einen interdisziplinären, sektorübergreifenden Ansatz. Von Energieeffizienzmaßnahmen über Elektrifizierung von Vorfeld-Fahrzeugen bis hin zur Eigenversorgung aus erneuerbaren Erzeugungsanlagen – die Ansatzpunkte sind vielfältig. Auch das Thema Wasserstoff spielt am Flughafen Frankfurt eine große Rolle, einerseits bei der Umstellung auf alternative Antriebe, andererseits bei der unterbrechungsfreien Stromversorgung der Landebahnbefeuerung. Klassischerweise wird diese, so auch am Flughafen Frankfurt, mit Generatoren ermöglicht. Hierzu untersucht Fraport in Zusammenarbeit mit MTU-Friedrichshafen den alternativen Einsatz von wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellen. Diese Optimierung würde jährlich mehrere tausend Liter fossilen Brennstoffs einsparen, was gleichzeitig die CO2-Emission reduziert. Die Fraport AG möchte beim Thema Energiewende jedoch nicht nur Einzelkämpfer sein, sondern mit den Kunden am Standort in verschiedenen Initiativen gemeinsam Großes bewirken. Wesentlicher Hebel für die Erreichung dieser Ziele ist eine Versorgung mit grünem Strom aus neu errichteten erneuerbaren Erzeugungsanlagen. Die bisherigen Projekterfahrungen im Bereich der erneuerbaren Energieerzeugung haben gezeigt, dass diese Anlagen zuverlässige Stromquellen darstellen, die auch Großversorger mit hohen Sicherheitsanforderungen wie die Fraport AG gut versorgen können. Durch intensive Untersuchungen konnten anfängliche Bedenken hinsichtlich Photovoltaik- (PV-)Anlagen

am Standort ausgeräumt werden. Dies gelang durch entsprechende Blend- und Statikgutachten, Verbrauchsanalysen und einem engen Wissensaustausch zwischen verschiedenen Fachbereichen. So kann auch diese wichtige Säule des Fraport-Strommixes nun verstärkt aufgebaut werden. Trotzdem kann nur ein Portfolio aus erneuerbaren Erzeugungsanlagen eine Zielerreichung gewährleisten. Hierfür hat Fraport eine Simulation entwickelt, die die Deckung der aktuellen Verbraucherlastgänge sowie zukünftiger Verbrauchsänderungen (wie etwa durch Terminal 3) mit Strom aus verschiedenen erneuerbaren Erzeugungsquellen analysiert. Denn die Herausforderung besteht

darin, dass Strom erzeugung und -verbrauch zeitgleich stattfinden. Da erneuerbare Energien bekanntlich volatilen Schwankungen unterliegen, kann nur der Bezug aus verschiedenen Anlagen im Zusammenspiel mit intelligenten Netzen und Speichern einen Ausgleich schaffen.

Strom aus PV- und Windanlagen

Zur Deckung des lokalen Bedarfs setzt Fraport auf eigene PV-Anlagen am Flughafen Frankfurt. Hier sind Anlagen auf Neubauten sowie auf Bestandsgebäuden geplant. Die erste große Dachanlage mit einer Nennleistung gemäß Standard Testbedingungen von 1,6 MW ist bereits Anfang 2021 in Betrieb gegangen. Auch Freiflächenanlagen im großen Stil sind denkbar. Derzeit befindet sich ein Projekt in Planung, das anhand einer Testanlage die Auswirkung verschiedener Konfigurationen von PV-Freiflächenanlagen auf die Biodiversität des Flughafengeländes untersucht. Ziel ist es, aufzuzeigen, dass erneuerbare Energieerzeugung in Form von PV-Freiflächenanlagen im Einklang mit dem Erhalt schützenswerter Flora und Fauna steht und keinen negativen Einfluss auf den Betrieb am Flughafen hat. In Zukunft sollen große Freiflächenanlagen zum Beispiel entlang der Start-/Landebahnen,

natürlich unter Einhaltung der Vorgaben zur Flugsicherheit, entstehen. Insgesamt birgt das Flughafengelände ein hohes PV-Potenzial inmitten der Metropolregion Rhein-Main. Dieses gilt es nach und nach nutzbar zu machen.

Auch Flughafenbesucher sollen zukünftig die Möglichkeit erhalten, sich an der Energiewende zu beteiligen. Beim so genannten „Green Parking“ steht für Elektroautos in Parkhäusern des Airports Grünstrom zur Verfügung. Dieser stammt aus PV-Anlagen auf den Parkhausdächern. Zur gesamthaften Deckung des Strombedarfs setzt Fraport auf Offshore Windenergie. Hierzu findet derzeit ein Vergabeverfahren für ein „Power Purchase Agreement“ statt. Fraport sichert sich damit exklusiv Grünstrom aus neuen nicht geförderten Offshore Windenergieanlagen. Das bedeutet, dass der Grünstrom nicht ins deutsche Stromnetz eingespeist wird und einen Anteil des deutschen Strommixes darstellt, sondern exklusiv für die Fraport AG zur Verfügung steht. Die unterbrechungsfreie Stromversorgung der Landebahnbefeuerung wird klassischerweise, so auch am Flughafen Frankfurt, mit Generatoren ermöglicht. Hierzu untersucht Fraport in Zusammenarbeit mit MTU-Friedrichshafen den alternativen Einsatz von Wasserstoff-betriebenen Brennstoffzellen. Diese Optimierung spart jährlich mehrere tausend Liter fossilen Brennstoffs ein, was gleichzeitig die CO2-Emission reduziert. Alle Techniken und CO2-Einsparmaßnahmen können aber nur sauber und effizient funktionieren, wenn die Gegebenheiten es zulassen. Aus diesem Grund entwickelt Fraport das bestehende Energieleitsystem weiter zu einem digitalen autonomen Leitsystem, welches auch sektorenübergreifend arbeiten wird. Mit Hilfe der Digitalisierung sollen damit zukünftige Flexibilitäten durch die Regelung von Batterieanlagen, Elektrofahrzeugen oder Power-to-X-Anlagen genutzt werden. Damit geht Fraport als Netzbetreiber einen entscheidenden Schritt in Richtung digitales Stromnetz.

(Marcus Keimling, Teamleiter strategische Entwicklung und Bestand Energienetze/Medienversorgung, Fraport AG)

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